DemokratieDie Verantwortung der Bürger - und - wer regiert den Staat?Deutsches Grundgesetz Art. 20 Absatz 2 "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." (www.bundesregierung.de/nn_23302/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/gesetze-grundgesetz-inhalt.html) Leben wir noch in einer Demokratie?
Betrachten wir zwei entgegengesetzte Sichtweisen:
Beide Sichtweisen erscheinen die Realität plausibel und zugleich unglaubwürdig zu beschreiben.
Wenn die Realität eventuell eine ganz andere ist, als sie uns in Medien und im Schuluntericht vermittelt wird, muss an und für sich noch nicht schlecht sein, abgesehen davon, dass Medien und Lehranstalt dann an Glaubwürdigkeit verlieren würden. Das Grundgesetz ist keine Religion. Ein demokratisches System ist zunächst nur die vereinbarte Möglichkeit der Einflussnahme durch die Bürger. Diese Vereinbarung ist keine Gewähr für die Beschränkung der Macht auf die Bürger. Ausübung von Macht durch Kräfte, die in dieser Vereinbarung nicht legitimiert sind können zwar gegen diese Vereinbarung verstoßen. Die Naturgesetze verhindern dies aber nicht. Es liegt also an den Bürgern, inwieweit sie die vereinbarte Macht nutzen und inwieweit sie, ihrem Interesse folgend, andere Kräfte vom Gebrauch nicht legitimierter Macht ausschließen. Wenn andere Personen viel Energie darein investieren, Macht an sich zu reißen, kann es dem entsprechend von den Bürgern den Einsatz der gesamten verfügbaren Kraft, Intelligenz und Beharrlichkeit erfordern, die Regeln aufrecht zu erhalten, so dies gewünscht wird. Das MachtvakuumInstrumente der Macht, die herrenlos auf der Straße liegen, werden vermutlich von machtversessenen Personen, als Einladung verstanden, diese Instrumente der Macht an sich zu nehmen und zu nutzen. Macht, die von legitimierten Personen nicht ausgefüllt bzw. verteidigt wird, zieht diese Art Menschen an, ruft sie auf den Plan. Ein schwacher König findet leicht eigentätige Minister. Ein demokratisch organisiertes Volk mit verbreitetem politischem Desinteresse findet ebenfalls einflussreiche Kreise, die das Machtvakuum in ihrem Interesse ausfüllen. Das Ideal der Anarchie, in der kein Mensch über andere Menschen Macht ausübt, erfordert entweder das absolute Fehlen machtversessener Individuen oder eine überwiegende Bevölkerung aus Charakteren, die sich nicht beherrschen lassen oder beherrschen lassen wollen. Eine Machtversessene Katze hätte beispielsweise keine Chance, eine größere Katzenpopulation zu beherrschen, weil sie nicht in der Lage wäre, andere Katzen zu finden, um eine Hirarchie der Macht aufzubauen. Auch am unteren Ende der Hierarchie bedürfte es bei Katzen absoluter Zwangsmaßnahmen, um Katzen zu leiten, da diese sehr eigensinnig sind, im Gegensatz beispielsweise zu Hunden. Bei den Menschen gibt es aber einen ausreichend großen Prozentsatz von Charakteren, die sich in hierarchischen Strukturen sehr gut zurechtfinden, ohne diese Systeme gründlich zu hinterfragen. Diese Eigenschaft sollte nicht von vornherein negativ bewertet werden, vielleicht ist sie sogar eine Grundbedingung für unsere Kultur. Sie bedeutet aber im Falle schlechter Machthaber einen Nachteil. Die Mehrheit der Menschen arrangiert sich mit den jeweiligen politischen Systemen, ohne Unterschied der Qualität der Systeme. Dies kann auch Subsysteme betreffen, wie Vereine oder NGO-s. "Der untätige Firmeneigentümer"Das Klagen enttäuschter Bürger über Abweichungen der Realität vom Versprechen der "Freiheitlichen Ordnung" und vom Grundgesetz assoziiert bei mir ein Bild eines Eigentümers eines Unternehmens, der sich öffentlich darüber beklagt, dass die oberste Führungsebene (unter ihm) macht, was sie will und korrupt ist. Diese Klagen würden nichts ändern und sie verkennen die Tatsache, dass es in seiner Verantwortung liegt, die Manager auszusuchen, zu kontrollieren und zu leiten. Die Manager haben kein eigenes Interesse am Wohlergehen des Unternehmens. Das Interesse liegt beim Eigentümer. In der Wirtschaft hätte nach dem Niedergang eines derartigen Unternehmens niemand Mitleid mit dem Unternehmer, sondern er gälte als ein ungutes Beispiel von Führungsschwäche. Übertragen auf demokratische Staaten heißt dies, dass das Versagen der Politiker in noch größerem Maße ein Versagen der Bürger ist (Denken Sie an den "Balken im eigenen Auge"!). Noch desaströser, als Blindheit und Untätigkeit ist es, die Tätigkeit der Kontrolle ganz aus den Händen zu geben und sich völlig in das Schneckenhaus des "Nicht sehen Wollens, nicht hören Wollens und nicht handeln Wollens" zurückzuziehen. In der freien Wirtschaft gibt es viele Beispiele von Unternehmen, deren Inhaber der zweiten oder dritten Generation zwar den Gewinn abschöpfen wollen, aber sich nicht mehr um die Unternehmen kümmern wollen. Diese Unternehmen sind in der Hand dieser Eigner nicht selten in kürzester Zeit bankrott. Die Erfordernis zum Handeln wäre nicht gegeben, wenn die tatsächlichen, nicht legitimierten, Machthaber die Macht zum Wohle des Staates ausüben würden. Doch zumindest dies wäre zu überprüfen. Bedenken Sie die These: "Das Wohl eines Staates ist untrennbar mit dem Wohl der Bürger verbunden, wie ein Organ, welches außerhalb des Körpers liegt". Die Verschuldung eines Staates ist die Verschuldung seiner Bürger. Gesetzliche Regelungen über die Qualität der Nahrungsmittel wirken direkt auf die Gesundheit der Bürger. Für die ökologischen Folgen der Politik und der Wirtschaft gilt das selbe. Diktatur, Zensur und Totalüberwachung haben eine unmittelbare Einschränkung der Bewegungsfreiheit zur Folge (natürlich nur für freie Bürger und nicht für freiwillige Gefangene). Die Kapitulation vor der Korruption ist vergleichbar der Kapitulation vor einem gefräßigen Raubtier. Der eigenverantwortliche BürgerDie Tatsache, dass die politische Realität nicht den Verheißungen entspricht, hat für viele Bürger etwas lähmendes. Das ist das Thema mit den Erwartungen. Wir "er-warten" die Entsprechung der Realität mit den Verheißungen und sind wie gelähmt und handlungsunfähig, wenn wir erkennen, dass die Politiker nicht nach den Vorgaben der dokumentierten Regularien handeln. Für das Handeln des eigenverantwortlichen Bürgers ist es vielleicht nicht einmal relevant, ob er in einer Demokratie lebt oder in einer Diktatur. Er macht die Augen auf, überlegt und nutzt die Möglichkeiten, die ihm gegeben sind. Er gefährdet sich nicht unnütz, verausgabt sich nicht über die Maßen und übernimmt auch nicht die gesamte nicht wahrgenommene Verantwortung der anderen Bürger. Aber er setzt sich im Rahmen des möglichen und in einem Rahmen, der ihm noch "Freude" macht für seinen Staat ein. Der eigenverantwortliche Bürger gleicht ein Stück weit der "Katze", die sich nicht beherrschen lässt und unbeirrbar ihren eigenen Weg geht. In einem unfreien System leidet diese Katze, lässt sich aber nicht instrumentalisieren und als Teil dieses Systems einsetzen. Im Gegensatz zur Katze übernimmt der freie Mensch aber zusätzlich Mitverantwortung für sein Land und engagiert sich. Eigenverantwortlich handeln heißt, nicht warten, sondern zuerst einmal die Augen öffnen für die Realität. Dies ist vielleicht eine der wichtigsten Tätigkeiten eines eigenverantwortlichen Bürgers: Sehen!Sehen, was die Zeitungen nicht schreiben, was die Eltern nicht erzählten und was in der Schule nicht gelehrt wurde. Versuchen, die Wirklichkeit zu verstehen, zu erkennen, was vor sich geht und welche Einflussmöglichkeiten gegeben sind.
In unserer Vorstellung vollzieht sich Korruption aus Habgier. Die meisten Menschen stellen sich vor, dass ein Mensch, wenn er erst einmal ein gewisses Niveau der Macht erreicht hat, keine Chance gegen die Verlockungen des Reichtums hätte und spätestens bei erreichen einer bestimmten Angebotssumme im Geldrauch einem Angebot zur Korruption erliegen würde.
haben Politiker, die sich nicht mit gewissen Geldgebern arrangieren, überhaupt eine Chance, bedeutende Positionen zu erlangen? Es ist ja nicht so, dass die Geldgeber die Politiker innerhalb der Parteien in die Ämter wählen können. Aber sie können ihnen über ihre Netzwerke und mit Hilfe von Geld eine gewisse Bedeutung innerhalb der Partei verschaffen. Wären diese Vorgänge transparent, hätten sie keine Bedeutung mehr, weil kein Parteimitglied dem entsprechenden Parteibruder seine Stimme geben würde, weil das Vertrauen dahin wäre. Und wenn es die Parteimitglieder täten, dann wäre es beim Bürger mit dem Vertrauen vorbei.
Erinnern Sie sich noch an den Skandal um den alten Bundeskanzler Helmut Kohl. Dieser hatte sich nicht bereichert mit dem Geld aus der Industrie. Er hatte lediglich die Position erhalten, den Fluss des Geldes in die Partei zu steuern. Somit standen die Spendengelder nicht mehr den demokratischen innerparteilichen Strukturen zur freien Verfügung, sondern konnten zweckgebunden ausgegeben werden. Geld in einer Partei bedeutet fast immer auch die Möglichkeit zur Meinungsbildung bzw. Beeinflussung. Dieses Prinzip sucht sich also fast zwangsläufig in einer Partei die kooperationsbereiten Personen heraus und befördert sie an die Spitze - durch die Wahl der beeindruckten Parteibasis. Nur wachsame Parteimitglieder, die sich von der Rolle solcher Personen nicht beeindrucken lassen, könnten diese Einflussnahme verhindern. In Deutschland leben wir ja noch zumindest soweit in einer Demokratie, als wir tatsächlich unsere Politiker wählen. Und bevor wir eine kleine Schar mehr oder weniger fähiger oder scheinbar unfähiger Politiker wählen können, werden diese innerhalb ihrer Parteien gewählt in denen die Mehrzahl des Parteivolks vermutlich nichts schlechtes im Schilde führt. So gesehen hätten wir tatsächlich noch sehr viel Macht. Wenn die von uns gewählten Politiker nacher ihre Aufgabe teilweise nicht mehr im Interesse des Staates wahrnehmen können, dann tun sie dies vielleicht sogar aus echter Ohnmacht, weil die Bürger ihre Situation nicht kennen und weil das, was notwendig und gut wäre, an Interessengruppen, der Presse und an populistischen Gegenspielern vorbei dem Bürger nicht mehr zu vermitteln ist. Politiker, die es sich mit den Interessen der Partei bzw. Bevölkerung verscherzen, haben immer noch die starken Netzwerke der nicht legitimierte Macht. Wer es sich hingegen mit diesen Netzwerken verscherzt, trifft oft innerhalb der eigenen Partei auf eine unsichtbar zusammengeschweißten Front feindseliger, mächtiger Parteimitglieder. Die gestörte Kommunikation zwischen Politikern im Amt und dem Bürger ist somit vielleicht eines der größten Probleme unserer politischen Realität. Die politische EliteDas Bild des ohnmächtigen Einzelkämpfers, der der großen Macht der Netzwerke auf der einen Seite und der dumpfen uninteressierten Bevölkerung andererseits hilflos ausgeliefert ist, motiviert nicht zu mutigem eigenverantwortlichem und engagierten Handeln, da die Aussichtslosigkeit vorprogrammiert zu sein scheint.
Die eigenverantwortlichen HeldenDie Personen, die auch diesbezüglich Profil zeigen (unabhängig von der Frage, ob sie sich vordergründig mit der Umgebung arrangieren), sind in der Tat eine sehr kleine Gruppe innerhalb der gesamten Bevölkerung. Ich will Sie als DIE Hoffnung jeder Gesellschaft bezeichnen. Und diese Gruppe hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die gesamte Gesellschaft. Die gesamte Gesellschaft sehnt sich nach Ideen, die etwas verbessern könnten. Diese Sehnsucht betrifft natürlich auch die gesamten Mitglieder der gesellschaftlich aktiven Elite. Da der überwiegende Teil dieser Elite an einer Verbesserung der Gesellschaft interessiert ist, fallen die Impulse der selbständigen Helden auf fruchtbaren Boden. Ganz allgemein haben Impulse, die innerhalb eines Gemeinwesens das Wohlergehen verbessern können, einen erheblichen Vorteil gegenüber Impulsen, die den Interessen des Gemeinwesens zuwiderlaufen. Letztere Ipulse müssen im Zweifel mit enormer Macht aufrechterhalten werden. Nützliche Impulse verbreiten sich mit einer selbstverstärkenden Dynamik durch die Freude, die alle beteiligten daran haben.
Welche Eigenschaften benötigt ein Mensch, um zu den eigenverantwortlichen Helden zu gehören?
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