Kapitalismus und Kommunismus

Im letzten Kapitel wurde beschrieben, wie ein Mangel von Selbständigkeit, Eigenverantwortung und Mitverantwortung in der Gemeinschaft bedrohliche Folgen haben. Aber glücklicherweise haben wir eine Demokratie und können wählen zwischen Links und Rechts, zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Bietet der Sozialismus die Chance auf Gerechtigkeit und freie Entfaltung, oder ist eher der Kapitalismus der Garant für Freiheit und Wohlstand? Leider ähneln sich die falschen Verheißungen in erschreckender Weise.

Der Kapitalismus

Der Betrug mit der Bezeichnung "Liberalismus"

Ich will vorweg bekennen: Ich wünsche mir eine eine soziale und ökologische Marktwirtschaft mit weltweit so liberalen Regelungen, wie möglich. Liberal heißt freiheitlich und Freiheit ist ein Gut, das nur durch Ausgleich von Freiheit zwischen Interessengruppen oder Personen gewahrt werden kann. In einer Gesellschaft gibt es also keine unendliche Freiheit, sondern maximale Freiheit heißt auch Schutz von Einzelinteressen und Gerechtigkeit. Grenzenlose Freiheit von Personen oder Gruppen schränkt andere Personen in ihrer Freiheit ein.

Anarchie als Zustand ohne verbindliche und allgemeingültige Reglementierungen heißt Recht des Stärksten. Gesetzlosigkeit bzw. Recht der Mächtigen bedeutet für alle anderen Diktatur und Unterdrückung. Das hat nichts mit den romantischen Vorstellungen von Bürgern zu tun, die sich Anarchisten nennen und von einer Welt ohne Unterdrückung träumen, sondern bedeutet das direkte Gegenteil. Diesem Zustand nähern wir uns leider immer mehr, auch wenn scheinbar die Zahl der Gesetze, Normen und Regelungen immer mehr zu nimmt, und dieser Zustand trägt irreführender Weise den Namen "Liberalismus". Auch wenn weltweit der Schutz des freien Handels permanent vorgeschoben wird - die Regeln gelten nur zu Gunsten der übernationalen Konzerne und Gruppen, aber nicht für arme Länder oder mittelständische Industrie.

Große Konzerne zahlen in Deutschland heute keine Steuern mehr. Wir importieren aus der dritten Welt hochwertige Nahrungsmittel, zu Preisen, dass wir damit billiges Fleisch produzieren können. Neuerdings lassen wir die Bürger der armen Länder zu Hungerlöhnen auf ihren Agrarflächen Nahrungsmittel produzieren, um unseren unbändigen Energiedurst zu stillen, so dass sich die Bevölkerung die selbst produzierte Nahrung nicht mehr leisten kann. Die reichen Länder haben längst hohe Mauern gezogen, die den Reichtum schützen gegen die armen Länder. Aber nicht, wie viele glauben, zum Nutzen der Bürger reicher Länder, sondern nur zum Nutzen der beteiligten Firmen bzw. deren Besitzern. Die Billigstpreise auf dem Weltmarkt, die durch Sklavenfabriken in Nicaragua, Philippinen, Vietnam und anderen armen Ländern erzielt werden, schädigen auch bei uns die produzierende Industrie Firmen. Wer in westlichen Ländern produzieren will, ohne sich an der Sklaverei in Schwellenländern zu beteiligen kann bei den Preisen der Billiglohnländer kaum noch existieren. Die Ausbeutung lässt uns zu reinen Händlern und Dienstleistern verkommen. Nicht nur die Bürger, sondern die gesamten westlichen Länder verfallen in Unselbständigkeit und in Abhängigkeit der Händler, die die Fäden zu den Sklavenfabriken spinnen und die die transnationalen Geldströme steuern. Ich empfehle zum Verständnis die Lektüre des Schwarzbuches der Marken. Es ist im Gegensatz zu der Botschaft des Buches allerdings davon auszugehen, dass die Ausbeutung nicht auf große Marken beschränkt ist, sondern in gleicher Weise auch im Namen kleiner Label stattfindet.

Missverständnisse über die Begriffe "Kapitalismus" und "Liberalismus"

Gleichwohl in linken Kreisen "die Reichen", die Kapitalisten also als das Feindbild schlechthin dienen, existieren im Allgemeinen keine präzisen Vorstellungen davon, wer nun die Protagonisten der "herrschenden Klasse" sind. Vielfach dienen die Manager der Großkonzerne als Verantwortliche. Die Forbes-Liste der reichsten Personen ist schon wenigeren bekannt. Dass aber auch deren reichste Personen mit rund 100 Milliarden Dollar Vermögen nicht die wirklich mächtigen der Welt sind, ist den wenigsten bewusst. Das Vermögen der 1500 reichsten Personen beträgt gemäß der Forbes-Liste 2014 in der Größenordnung von 6 Billionen Dollar. Das ist nur ein winziger Bruchteil der weltweiten Aktienbesitze, der Gesamtschulden von Staaten, Unternehmen und Privatpersonen, die ja auf der anderen Seite als Vermögen in irgendwelchen Händen liegen müssen.
Viele Menschen sprechen von industriellen Interessen und sehen diese mit den Aufsichtsratsvorsitzenden und den Vorständen der Konzerne identifiziert. Diese Personen sind jedoch in der Regel Angestellte, gewählte, weisungsgebundene Personen. In dieser Riege ist tatsächlich der ein oder andere Milliardär zu finden, dessen finanzielle Interessen unmittelbar mit dem Unternehmensinteressen verknüpft sind. Aber die meisten Personen in dieser Riege dienen nur den tatsächlichen "Kapitalisten", den großen Aktionären.

Ferner unterstellt der Begriff "Kapitalismus&", dass dieser ein definiertes System sei und einem Ideal entspräche, welches von bestimmten Interessengruppen vertreten würde. Tatsächlich gibt es dieses Ideal aber eigentlich nicht wirklich. Vielmehr entspricht unsere heutige Realität einer Machtstruktur in der Wirtschaft, die nur von sehr wenigen, wirklich sehr wenigen Personen geschaffen oder gestaltet worden war, um die Macht aller anderen Wirtschaftsteilnehmer, einschließlich der Politik und der Bürger, zurückzudrängen. Das, was unsere heutige wirtschatliche Realität ausmacht, entspricht keiner Ideologie, sondern es ist ein Zustand der Unterdrückung der gesamten Welt einschließlich sogar vieler mächtiger unternehmerischer Wirtschaftsteilnehmer. Der Begriff "Kapitalismus" verschleiert diese Schieflage, in dem er diesen Zustand als dem Interesse aller Unternehmerischen Teilnehmer geschuldet unterstellt, was so nicht wahr ist.

Die Bedeutung Transnationaler Interessen

Bedeutungsvoll ist das Verständnis der hohen Konzentration von Vermögen wegen der weltpolitischen Auswirkungen transkontinentaler Interessen. Wer beispielsweise der Bundesrepublik oder den USA Weltmachtinteressen vorhält, verkennt die dahinter liegenden Interessen von Konzernen, genauer gesagt derer Inhaber, die nicht das geringste Interesse an einem wirklich mächtigen Staat haben, sondern für die Staaten in gleicher Weise Machtmittel darstellen, wie transnationale Konzerne.

Für Politiker, die sich mit ihren Wählern gleichermaßen arrangieren müssen, wie mit den Lobbyisten bzw. den Konzernen mögen zwischenstaatliche Spannungen tatsächlich eine unmittelbare Herausforderung sein. Aber für die Eigner der Konzerne, insbesondere der Rüstungs- und Energiekonzerne sind zwischenstaatliche Konflikte eine Frage von Linker Tasche - rechter Tasche. "Teilen und Herrschen".
Auch die Zerschlagung und Neusortierung ganzer Konzerne mag für die Vorstände und Aufsichtsräte ein existenziell bedrohlicher Vorgang sein, den sie als Ende "Ihres Unternehmens" erleben. Für die "Investorengruppen" dahinter sind es in der Regel Spiele nach dem Muster "Linke Tasche - rechte Tasche".

Diese Betrachtungsweise ist bedeutungsvoll, wenn wir von "Interessen der reichen Länder" sprechen oder von europäischen, amerikanischen oder asiatischen Interessen. Es gibt solche Interessen. Aber wenn wir von der "Macht der Wirtschaft" sprechen (und damit die Macht der Aktionäre meinen sollten), dann gibt es keine Landesgrenzen oder Kontinente. Da gibt es auch keine erste oder dritte Welt. Die wirtschaftliche und finanzielle Macht hinter unseren Politikern agiert nicht national oder in Blöcken. Ich sagte gerade "die Macht hinter unseren Politikern". Das klingt nach Korruption. Aber wie viel macht hat der Präsident eines bankrotten Landes, der seinem Volk Erfolge vorweisen muss? Er ist auf das Wohlwollen der Kreditgeber angewiesen, erneut Geld in das bankrotte Land zu geben. Seltsamerweise ist der Geldsegen um so bereitwilliger, je mehr Geld in Rüstung ausgegeben wird. Sind also in gewisser Weise die militärisch mächtigsten Länder in anderer Hinsicht die ohnmächtigsten Länder? Ich spreche beispielsweise von den USA. Gegen die Staatsverschuldung der USA (und mit etwas Abstand auch der europäischen Länder) nehmen sich die gesammelten Schulden der 3. Welt sehr "harmlos" aus (was nicht heißt, dass die Schulden für Drittweltländer zu bewältigen wären).

Die Industrie selber stellt Werte dar, die zwar in den Händen der wahren Kapitalisten liegen, die aber auch mit unserem Wohlergehen stark verknüpft sind. Das Wohlergehen einzelner Firmen ist eng verknüpft mit dem Wohlergehen der Länder, in denen diese Firmen stehen. Vor dem Hintergrund des eben gesagten werden einem vor Allem mittelständische Firmen mit einem namentlich bekannten Eigner eher schon sympathisch. Gerade mittelständische Firmen stehen allerdings momentan unter einem enormen wirtschaftlichen Druck bzw. sind geradezu am aussterben. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter anderem hervorgerufen durch bürokratische Vorschriften und natürlich durch den internationalen Wettbewerb und durch steuerliche Nachteile gegenüber Großkonzernen, erfordern in der Industrie heute Kraftquellen oder Geldquellen, die sich der Öffentlichkeit entziehen. Eine mögliche Geldquelle ist ein wiederholter Bankrott bei einem überraschenden Aufleben mit neuem "mutigem" Investor. Meist sind dies Investorengruppen, deren Eigner uns nicht genannt werden.

Unsere heutige wirtschaftliche weltweite Realität hat also mit "Liberalismus" nicht allzu viel zu tun. Es ist eher eine Art Bandenwirtschaft. Die Grenzen des "Liberalismus" zeigen sich ja auch an den momentan im Westen verstärkt aufgebauten Mauern gegen ärmere Länder. "Liberalismus" müsste ja auch heißen: Freier Arbeitsmarkt. Aber sogenannte "Wirtschaftsflüchtlinge" sind in den reicheren Ländern nicht erwünscht. Die Abgrenzung gegen massenhaften Zustrom aus jeglichen Ländern wäre ja auch sinnvoll, wenn sie nicht Menschen in größter Not beträfe, welche durch eben die selben wirtschaftlichen Verstrickungen hervorgerufen wurde. Besser sollte bei der Integration von Einwanderern darauf hingewirkt werden, dass sich die neuen Bürger politisch, kulturell und sozial auch für das neue Heimatland verantwortlich fühlen und ihm und seinen Bewohnern gegenüber positiv eingestellt sind. Sonst verliert dieses Land irgendwann an Reiz und innerer Stärke. Aber ebenso sinnvoll wäre die weltweite Abgrenzung gegen industrielle "Wirtschaftsflüchtlinge", sprich Firmen, die ihre Produkte aus extremen Billiglohnländern beziehen. Abgrenzung durch Mauern im Finanzkreislauf? Nein durch soziale Standards. Wie wäre es mit einer Norm, die bei Importen auf zertifizierte Menschlichkeit gegenüber den Arbeitern im Herkunftsland drängt, als Voraussetzung für (zollfreie) Importe? Das wäre doch der Kern der sozialen Marktwirtschaft und die beste Gewähr gegen "Wirtschaftsflüchtlinge" vor Ausbeutung und die beste Gewähr für Konkurrenzfähigkeit für unter reellen Bedingungen hergestellte Produkte. An dieser Stelle sehe ich heute auch die eigentliche Verantwortung der Gewerkschaften. Der Schutz der hohen Gehälter in Hochlohnländern lässt sich nicht durch erpressen noch höherer Gehälter erreichen, solange im sogenannten "Liberalismus" der Verhandlungspartner eine profitablere Alternative hat. Die Gewerkschaften müssten sich heute international vernetzen und internationale Mindeststandards durchsetzen. Dies käme auch den Arbeitern im Westen am ehesten zu Gute.

Eigenverantwortung und Selbständigkeit im Kapitalismus von Heute

Eigenverantwortung und Selbständigkeit im Kapitalismus von Heute sind ein schwindendes Gut. Nach dem Ende der Tante Emma-Läden in den 70er und 80er Jahren stehen wir heute vor einem schleichenden Ende von Unternehmen in Familienhand. Mittelständische Unternehmen gehen in Konzernen auf. Aus Kleinunternehmern werden Frenchise-Nehmer. Aus Selbständigen werden Ich-AGs. Sehen Sie sich mal auf einem deutschen Bahnhof um, welche Form von Wirtschaft da blüht. Selbständige und unabhängig wirtschaftende Menschen mit einem Namen und einem für uns sichtbaren Gesicht werden immer weniger. Allerdings wirken die liberalen Strukturen indirekt auf verantwortungsbewusste Arbeiter im Sinne des Firmeninteresses hin, stärker, als dies im Kommunismus der Fall ist. Auch Angestellte sind, sofern sie keine Not leiden, im Kapitalismus ein wenig selbständiger, als im Kommunismus. Aber auch dieser Vorsprung wird in Zeiten der Normung und von totaler Qualitätskontrolle vermindert. An die Stelle denkender Menschen treten die dienstbeflissenen, normbewussten Menschen.

Wir sehen also:

  • Der sogenannte "Liberalismus" hat nichts mit liberaler Markwirtschaft zu tun, sondern mit zunehmendem Monopolismus und subtiler Gesetzeswillkür gegen die Interessen von freien Menschen.
  • Der "Kapitalismus" von Heute hat immer weniger mit dem zigarrerauchenden Unternehmer zu tun, dessen Schicksal mit seiner Firma, die er oder seine Vorfahren aufgebaut haben, verknüpft ist. Der Kapitalismus von Heute ist ein Geflecht aus weltweit agierenden Mächten, in denen Konzerne nur Dominosteine im Spiel von Interessen sind, die wir im Einzelfall schwer durchschauen können. Der heutige Kapitalismus ist nicht wirklich unternehmerfreundlich, sondern dient strategischen und für uns wenig transparenten Machtinteressen
  • Die Zahl von Menschen, die Geld oder Macht in bedeutsamen Ausmaß haben, nimmt stetig ab. Beides konzentriert sich bei immer wenigeren Personen
  • Dass die freie Marktwirtschaft ohne staatliche Kontrolle die Ausbeutung von Angestellten und in viel stärkerem Maße von den Ärmsten in Ländern der dritten Welt begünstigt ist allgemein bekannt.

 
 

Giralgeld als gegenwärtig größte wirtschaftliche Bedrohung der Welt

Den wenigsten Bürgern ist bewusst, in welcher Form die Hochfinanz praktisch unser gesamtes im Ulauf befindliche Geld als Darlehen aus dem Nichts schafft, und sich an den Zinsen für diese ohne Leistung geschaffenen Darlehen unrechtmäßig bereichert. Mehr zu diesem Thema auf montagsdemonstrationen.org/?page_id=153

Der Kommunismus und "die Linken"

Ich werde im Folgenden den Kommunismus und "linkes" Gedankengut gemeinsam behandeln, weil die Denkstrukturen, die hier behandelt werden in diesem breiten Spektrum in ähnlicher Weise anzutreffen sind. Damit will ich aber auf keinen Fall beides in einen Topf werfen und bin mir des bedeutungsvollen Unterschiedes durchaus bewusst.

Die Haltung zu unternehmerischen Denken

Alle "linken Bewegungen" agieren aus dem Selbstverständnis und der Identifikation mit den unselbständigen Arbeitern und Angestellten und sie sind daher erst in der Neuzeit entstanden (natürlich war auch bereits früher ein großer Teil der Bevölkerung unselbständig in der Landwirtschaft oder in Zunft-Betrieben und es gab Sklaverei). Das "linke" Selbstverständnis ist also verknüpft mit der Rollenverteilung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern und selbständige Einzelpersonen kommen im "linken" Gedankengut eher nur am Rande vor. Selbständigkeit allgemein ist ein Zustand, mit dem sich "Linke" aus dem historischen Verständnis heraus in der Regel kaum identifizieren.
Im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung, als Großunternehmer ihre Arbeiter rücksichtslos ausbeuteten kann unserer heutiger Wohlstand durchaus als Verdienst der Gewerkschaften und "der Linken" allgemein betrachtet werden. Den anderen Teil des Wohlstandes dürfen sich allerdings die Unternehmer zuschreiben. Sie waren es, die die engen Vorschriften der Zünfte durchbrochen haben und die Effizienz der Herstellung von Gütern gesteigert haben. Die Effizienz hatte zwei Seiten:

  • Mit der gleichen Arbeitsleistung kann eine größere Menge an Gütern hergestellt werden und somit erwirtschaftet das Unternehmen und die Arbeiter als gesamtes mehr Einnahmen.
  • Die gleiche oder eine übermäßige Arbeitsleistung pro Arbeiter wird für weniger Lohn erkauft, so dass die ein größerer Teil der Einnahmen bei dem Unternehmer verbleibt. Oder die Arbeitsbedingungen werden aus Kostengründen nicht den Anforderungen an gesundes Arbeiten angepasst.
Während ersteres auch den Arbeitnehmern indirekt wieder zugute kommen kann, geht letzteres als Ausbeutung klar zu Lasten der gesamten Bevölkerung und kann keinesfalls als Fortschritt gewertet werden. Die Ausbeutung durchbrochen zu haben, ist vornehmlich Verdienst der Gewerkschaften. Effizienz in der Produktion hingegen entlastet die Bürger potentiell in zweifacher Hinsicht: Als Verbraucher müssen sie weniger für Produkte ausgeben und für Arbeiter besteht die Möglichkeit, sie an der Effizienz in Form von kürzeren Arbeitzeiten oder höheren Löhnen teilhaben zu lassen. Natürlich versuchen Unternehmer in der Regel zunächst, den durch Effizienz erzielten Gewinn für sich selber zu verbuchen.

Finanzieller Gewinn muss in der Persönlichen Motivation von Unternehmern nicht das Primäre Ziel sein. Spaß an der Technik, Machtstreben, Lebensangst oder schlichtweg Geltungsdrang bzw. der Wunsch geliebt zu werden, können ebenfalls bedeutende Motive für den unternehmerischen Einsatz sein. Nach Außen hin lässt sich das Verhalten meist durch Gewinnstreben recht gut erklären oder vorhersagen. Dieses Gewinnstreben setzt bei einer kleinen Elite enorme Kräfte frei, ein Unternehmen als Ganzes zum Erfolg zu steuern. Die Leistung, die dabei vollbracht wird darf nicht unterschätzt werden. Die am meisten "ausgebeutete" Person in einem Unternehmen ist nicht selten der Firmeneigner und Firmenleiter selber. Die besondere Leistung besteht nicht nur darin, dass der Firmenleiter vielfach mehr Stunden arbeitet, als der Durchschnitt der Mitarbeiter. Er arbeitet vielfach daran, seine Grenzen zu überwinden, sucht nach unbeschrittenen Wegen und bringt vor Allem im Falle einer existenzbedrohenden Krise ein hohes Maß an Kraft auf, um diese abzuwenden. Wenn das Schicksal eines Unternehmens nicht in dieser Art mit dem eigenen verknüpft ist, ist solcher Einsatz sehr selten. Freilich reicht es nicht, Geschäftsführer gewähren zu lassen, sondern erst wenn sie intensiv mit den Interessen der Allgemeinheit konfrontiert sind, kann das kreative und steuernde Potential von Unternehmern auch einem Volk bzw. Bürgern und Arbeitnehmern zugute kommen.

Unternehmertum kennzeichnet nicht alleine große Unternehmen, sondern ist auch ein Merkmal vieler Berufe, wie beispielsweise des Bauern, des Kleinunternehmers und vieler Dienstleister. Besonders beim Bauern, der einen erheblichen Teil seiner eigenen Lebensgrundlage selber in der Hand hat, ist deutlich, in welchem Maße er wirtschaftliche Schwankungen in einem Land wegpuffern kann. Aus dem Krieg gibt es viele Berichte von Flüchtlingen, die aus den zerbombten Städten auf das Land geflohen waren und die bezeugen, dass auf Bauernhöfen selbst die ungeladenen Gäste noch besser lebten, als die Stadtbevölkerung in der darniederliegenden Wirtschaft. Heute, wo Bauern in Konkurrenz zu Billiglohnländern produzieren müssen und kaum noch ihren Lebensunterhalt bestreiten können, beweisen vor allem die kaum durch Förderung gestützten kleinen Landwirte große Zähigkeit, ihre Höfe am Leben zu erhalten.

Wenn aus Angst vor Übervorteilung durch Unternehmer das Recht zu selbständigen Wirtschaften und zum Aufbau von Unternehmen nicht anerkannt und gefördert wird, ist davon auszugehen, daß der Wohlstand aller in der Summe geringer ausfällt, als in einem Land, in dem Unternehmertum bei Wahrung gewisser Umgangsformen mit Angestellten und gegenüber dem Gemeinwesen gefördert und gestärkt wird..

Die Angst vor Übervorteilung durch Unternehmer hat zwei Seiten:

  • Der berühmte "Sozialneid", der alleine aufgrund der Tatsache gründet, dass der Chef ein dickeres Auto fährt und eine Villa hat, die sich fast alle Angestellten oder Arbeiter nicht leisten können. Purer Neid ist allerdings keine gute Bewertungsgrundlage. Im Idealfall geht es Arbeitnehmern unter guten Unternehmern, die ein gewisses Wohlhaben von dem gemeinsam erwirtschafteten Gewinn abzweigen, immer noch besser, als in Unternehmen, die ohne Zielstrebigkeit geführt werden.
  • Zum Anderen steckt hinter dem viel verschrienen "Sozialneid" eine berechtigte Angst vor einer Machtanhäufung durch Unternehmer, die ein Maß überschreitet, so dass die Einhaltung von Verhaltensweisen zum gegenseitigen Wohle durch einen Staat nicht mehr eingefordert werden können. Extremer Reichtum und Anhäufung von Macht gefährdet legitimierte Staatsführungen und Demokratien. Dies gilt insbesondere, wenn erfolgreiches Unternehmertum über Generationen weitergegeben wird und dabei die geschaffenen Eigentümer, zu denen die Unternehmen gehören weitergegeben werden. Dies gilt ferner insbesondere, wenn Familien im Laufe der Zeit eine Vielzahl von Unternehmen ihr Eigen nennen. Es gilt, wenn Firmenverbünde gemeinsam agieren und nicht mehr nur öffentlich direkten Einfluss auf Politik nehmen. Diese übermäßige Anhäufung von Macht würde ich auch nicht mehr unbedingt als unternehmerisches Handeln bezeichnen, weil dabei vielfach selbst die wirtschaftliche Gesundheit einzelner Unternehmen den Machtinteressen nachgeordnet werden. Zu beobachten ist diese extreme Macht bei den zunehmenden Zerschlagungen von Konzernen, der darauffolgenden Neusortierung und wieder erfolgender Zerschlagung. Offensichtlich spielen Strategische Erfwägungen eine wichtigere Rolle, als die Gesundheit der Einzelunternehmen.

In der Lage, dass multinationale Konzerne offen oder verdeckt Einfluß auf die Politik von Staaten ausüben, befinden wir uns in zunehmendem Maße weltweit. Die Multinationalen Konzerne bzw. deren Eigner üben dabei nicht nur Macht auf die Politik aus, sondern spielen auch die gesamten nationalen Wirtschaftssysteme und Märkte gegeneinander aus.

Beispiele für Unternehmen

Als "Unternehmen" könnten Einheiten bezeichnet werden, die in verschiedener Weise eigenständig handeln und wirtschaften und deren Schicksal eng verknüpft ist mit der Verantwortung und dem Geschick der eigenen Handlungen:

  • Unternehmen sind natürlich beispielsweise Firmen, die etwas herstellen, mit etwas handeln, Dienste anbieten, etc..
  • Ein "Unternehmen" ist aber eigentlich bereits das Leben jedes Menschen, der sich organisiert, wirtschaftet, vorsorgt oder spontan wirtschaftet, etc. Jeder Mensch, egal wie frei er sich bewegt, ist in erster Linie selber verantwortlich für sein Leben. Dies mindert nicht die Verantwortung, die Menschen auch für andere übernehmen, sobald sie in jedwede Beziehung zu anderen treten. Aber im Sinne der Eigenverantwortung für sich selber ist jeder Mensch ein Stück weit "Unternehmer".
  • Jeder Zusammenschluss von Menschen stellt in diesem Sinne ein "Unternemen" dar, sei es temporär für ein Projekt, sei es eine Organisation mit einem gemeinsamen Ziel.
  • Insbesondere stellen Staaten in dem Sinne ein "Unternehmen" dar, dass sie den gemeinsamen Besitz der in ihnen lebenden Menschen oder Völker verwalten, damit wirtschaften, Handel nach innen oder außen regulieren oder freigeben, Verpflichtungen nach innen oder außen eingehen, Kredite geben oder aufnehmen.
    Die Verwaltung eines Staates handelt dabei stellvertretend für alle Bürger mit deren Besitz unabhängig von der Frage, ob sie demokratisch legitimiert ist, oder ohne die Zustimmung des Volkes regiert.

Die ausgelassene (eigen-) Verantwortung

Nun zur eigentlichen Kritik an den meisten links orientierten Gruppierungen:

  • Ein Gerechtigkeitsstreben, das keine Unterschiedlichen Einkommen zulässt, nur die "sichtbaren" Reichen zur Kasse bittet und mittelständische Unternehmer weiter in den Ruin treibt, schadet unserer Gesellschaft als Ganzem und stärkt die wirklich gefährlichen Superreichen, weil es ihnen ein leichtes ist, sich in extremem Maß unerkannt zu bereichern, solange niemand sich die Mühe macht, hinzusehen.
     
  • Die vorrangige Identifikation mit Arbeitern und Angestellten verliert wichtige Kleinunternehmer wie Bauern, Kleinbetriebe und Mittelständische Unternehmen aus dem Blick, die dem Ideal der Produktionsmittel in Hand des Volkes eigentlich näher kommen, als jeglicher bislang bekannter kommunistischer Staat.
     
  • die auf nationale Arbeitnehmerrechte beschränkte Interessenvertretung setzt den ausbeuterischen übernationalen Wirtschaftsverflechtungen nichts entgegen. Im "Arbeitskampf" bleibt den Arbeitnehmern dann die Wahl zwischen sinkendem Realeinkommen oder steigender Arbeitslosigkeit. Sollte das Realeinkommen dennoch erhöht werden oder stagnieren, steigt die Kluft zwischen armen und reichen Ländern zusätzlich zur extremen Bereicherung der echten "Kapitalisten".
     
  • Die überwiegende Perspektive aus Arbeitnehmersicht stellt die Machtverteilung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer nicht in Frage. Die Sichtweise der "Unselbständigen" legt die Delegierung von Verantwortung nahe und erschwert eigenverantwortliches Denken auch in der Politik. Diese "Unselbständigkeit ist nicht automatischer Bestandteil Linker Politik, sondern entsteht eher psychologisch in um so stärkerem Maße, wie die Unternehmer als "Klassenfeind" ver-vor-urteilt werden und deren wichtiger Beitrag zur Gesellschaft verkannt wird. Die Haltung der "idealisierten Unselbständigkeit", die Politiker in einen Topf mit Unternehmern steckt, macht es schwer, konstruktive Initiative zu ergreifen und schickt Bürger in einen "Widerstand" anstelle einer "Lenkungskraft". Widerstand im Sinne des Wortes stellt die Richtung der ungeliebten Kraft nicht in Frage, will sie nicht einmal aufhalten, sondern nur bremsen. In einer Demokratie ist "Widerstand" das Eingeständnis der Machtlosigkeit, denn die demokratische Pflicht der Bürger wäre die Lenkung der Geschicke des Staates. Nicht "Widerstand" sollte die Parole heißen, sondern "Bürger, nehmt die Staatsverantwortung in die Hand!".
     
  • Nur für die kommunistische Sichtweise gilt:
    Kapitalismus und Kommunismus werden als Gegensatzpaare betrachtet, wie Nordpol und Südpol. Das ist aber eine künstliche Sichtweise. Liberale Marktwirtschaft ist eigentlich die natürlich vorliegende Wirtschaftsform, solange kein besonderer Eingriff vorliegt. Der Kommunismus hingegen ist eine künstlich geschaffene Regelwelt mit tiefsten Eingriffen in die persönliche Freiheit. Nicht, dass es diese Eingriffe in der Marktwirtschaft in der Realität nicht gäbe. Aber der Kommunismus ist ohne die radikale Eingrenzung des individuellen Freiraums gar nicht denkbar. Jegliches unternehmerische Denken wird individuellem Handeln entzogen und einer gemeinsamen Regelung unterworfen.
    Die Staatsgebilde der Sowjetunion, der DDR und der anderen früheren oder heutigen kommunistischen Länder waren Diktaturen und die Produktionsmittel waren keineswegs im Eigentum des Volkes, sondern in der Hand korrupter Funktionäre oder teilweise über Verschuldung und Korruption in der Hand der Kreditgeber. Vor Allem die Gewinne kamen entweder nicht zustande, weil die Unternehmen bzw. die Netzwerke von Unternehmen schlecht wirtschafteten oder sie landeten in privaten Hosentaschen. Das sehen die meisten Anhänger des Kommunismus in Deutschland ebenso. Sie wollen den Kommunismus wie gesagt demokratisch. Die Enteignung der "Kapitalisten" soll durch eine Revolution geschehen, gewaltsam vorgenommen werden. Das mangelnde politische Interesse aller Bürger der Welt würde es den heute mächtigen leicht machen, auch nach einer derartigen "Revolution" wieder die Macht an sich zu reißen, wie es in China und UdSSR bereits geschehen war (mal ganz abgesehen von dem dafür erforderlichen unnützen zu erwartenden Kriegen). Solange keine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Machtstrukturen stattfindet, bleibt alles kommunistische Wunschdenken "Opium fürs Volk", das Lösungen für aktuelle Probleme im bestehenden System erschwert.
     
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    Letzte Änderung: 22.08.2010
    Ulrich Sommer